Statement zu behördlichem Besuch im Moni [ST]

von K. Bauer

Am 06.05.2021 erhielten die Baumhäuser im Seehausener Wald (genannt Moni) Besuch einer Delegation von Polizei und Vertreter*innen der örtlichen Politik und Verwaltung. Per Megaphon wurden in den Wald hinein etwaige Ordnungswidrigkeiten bemängelt, es wurde kein Schriftstück hinterlassen. Der Einsatz wurde geleitet von Sebastian Stoll, Beigeordneter des Landrats (CDU).

Wir empfinden diese Aktion seitens des Landkreises Stendal als befremdlich und reihen sie symbolisch ein in den einen Tag vorher errechneten World Overshoot Day und das nur wenige Tage vorher ergangene Karlsruher Urteil. Nach diesem Urteil ist dieses Verhalten nur noch schwer als verhältnismäßig einzuordnen. Das Festhalten am alten und überholten Verkehrssystem ist zumindest in seiner Verfassungskonformität zu hinterfragen.

Das Konglomerat aus CDU und SPD hat offenbar immer noch nicht begriffen, dass der Klimawandel wirklich stattfindet und ein grundlegendes sofortiges Handeln zwingend erforderlich ist. Der Kreisvorsitzende der CDU, Chris Schulenberg stützt sich immer noch auf eine Umfrage aus dem Jahr 2011. Aus dieser ging damals eine überwiegende Befürwortung der Autobahn für die Region hervor. Das ist 10 Jahre her! In dieser Zeit ist eine Menge Wasser die Elbe heruntergeflossen – in Form von Rekordhochwasser, zuletzt eher in Form von langanhaltenden, so nicht gekannten Niedrigwasserständen.

Hiermit fordern wir Herrn Schulenberg, Herrn Puhlmann (Landrat Stendal), Herrn Kloth (Bürgermeister Verbandsgemeinde Seehausen), Herrn Stoll und alle anderen Beteiligten auf: Belegen sie bitte öffentlich, wann und wo sie in den letzten Jahren Fortbildungen zum Thema Klimakatastrophe besucht haben.

Die Themen Verlust der Artenvielfalt und die Klimakatastrophe sind laut dem allergrößten Teil der Wissenschaft die größte Bedrohung der Menschheit, für die die gewählten Politiker*innen versprochen haben, sich einzusetzen. Eine grundlegende Bildung in diesen Themen muss als unerlässlich betrachtet werden, um demokratisch legitimiert Entscheidungen treffen zu können.

Nach unserem Wissensstand muss die Verkehrswende für die Bewahrung der Menschheit (und dem, was Christen Schöpfung nennen) sofort kommen. Dafür sind neue Autobahnen eine Katastrophe. Das Schwadronieren von neuen Arbeitsplätzen und blühenden Landschaften muss aufhören. Selbst der Osterhase wird die Altmark bald meiden, denn sie gehört zu den Gebieten in Deutschland, die als erste zu versteppen drohen. Erste Ansätze sind bereits erkennbar. Diese Region strukturell zu beleben, erfordert ganz andere, nämlich zukunftsfähige Konzepte und Impulse.

Wir fordern ebenfalls alle Umweltverbände auf Stellung zu beziehen und sich zusammenzuschließen für eine sozial gerechte Verkehrswende, für Klima und Umweltpolitik, die auf Augenhöhe der Probleme unserer Zeit stattfindet. In der Vergangenheit abgeschlossene Stillhaltedeals müssen aufgegeben werden. Die Bedingungen haben sich verändert, es ist eine Kurskorrektur erforderlich. Auch alle etablierten Parteien fordern wir auf, ihre fossilen Argumentationsketten endlich aufzugeben und nicht weiter Desinformation zu betreiben. Es sind die Rücklichter einer vergangenen Zeit.

Frau Dalbert, ziehen sie die Verantwortung an sich und verhindern sie den Ausbau der A14.

Wir bedanken uns bei den Besetzer*innen von Moni. Ihr habt eine immer breiter werdende Anerkennung und Unterstützung regional und überregional. Auch von uns, der Klimaliste Sachsen-Anhalt!

vorheriger Blog-Artikel
Schweinefleisch statt Natur
nächster Blog-Artikel
Stellungnahme zum Bürgerbegehren: Innenstadt für Alle [ST]